Krenzer • "12 Jahre – 12 Schicksale" im Geschichtsunterricht • 1934 | ← → |
4) Materialien: 1934 – Hamann | Seite 3 von 32 |
M3 – Auszüge aus dem Lebensbericht Walter Hamanns | |
„Mein letzter Tag im Moor“
Der 4.Febr.1940 war ein kalter, trüber Tag im Moor-Straflager „Neussußtrum“ (Emsland) und das En-de einer 27monatigen Haft. Nachmittags wurde ich ans Tor gerufen und mit den Worten empfangen: „Raus mit Dir du Wüstenprediger!“ Dann wurde ich zum Kommandant gebracht. Ich wurde befragt, ob ich von der Lehre der Bibelforscher geheilt sei und mich der Volksgemeinschaft anschließen wolle. Als ich sagte, daß ich meiner Überzeugung treu bleiben wolle, stürzte sich der Wachtmeister auf mich, würgte mich an der Kehle und schlug mich mit dem Kopf mehrfach gegen die Wand. Dann sagte er u.a. „ich bringe dich um!“ Nun legte mir der Kommandant ein Schreiben vor zur Unterschrift, daß ich ein Zeuge Jehovas bleiben wolle. Als ich gerade unterschrieb, schrie mich der Wachtmeister wütend an: „So, jetzt hast du dein Todesurteil unterschrieben! – Raus mit dir!“ Draußen jagte er mich in Holzklumpen immer hin und her; jedes Mal, wenn ich zurückkam, trat er mich mit den Stiefeln vors Schienbein oder ins Gesäß, bis ich völlig erschöpft war. Schließlich zerrte er mich in die Wachstube, wo ich von drei Beamten mit Hohn und Spott überschüttet wurde und nun schlugen mich alle vier mit Gummiknüppeln auf den Kopf, Rücken und Arme, spuckte mich ins Angesicht und warf mich vor die Türe, wo ich liegenblieb. Als ich zu mir kam, dachte ich nur eins, weg von hier und schleppte mich zur Latrine, wo ich mich längere Zeit ausruhte. Der Blockälteste sagte mir später, ein Wachtmeister hätte mich gesucht mit einem Bluthund, ich sollte in die Arrestzelle. Dies wäre u. U. mein Tod gewesen, aber Jehova hat es verhindert. ... Die letzte Nacht im Moor-Lager „Neusußtrum“ konnte ich vor Schmerzen kaum schlafen; doch mit Jehovas Hilfe hatte ich diese schwere Erprobung meines Glaubens bestanden. ... (Mir wurde gesagt, daß die anderen dreißig Brüder im Lager, nach dem Appell sofort in der Strafbaracke abgesondert wurden. Dies taten die Wachmannschaften aus Wut, weil ich keine Zugeständnisse gemacht hatte und man erklärte am nächsten Tag den Brüdern, man hätte mich erschossen. – Die Brüder erlebten nun schwere Wochen im Strafkommando, wo sie noch nach Feierabend und auch sonntags arbeiten mussten; man versuchte dadurch, die Bibelforscher ‚weich’ zu machen, was aber misslang.)
|
Krenzer • "12 Jahre – 12 Schicksale" im Geschichtsunterricht • 1934 | ← ↑ → |