Krenzer • "12 Jahre – 12 Schicksale" im Geschichtsunterricht • 1936 | ← → |
4) Materialien: 1936 – Först | Seite 7 von 32 |
M7 – „Offener Brief“67, verteilt am 20.6.1937 | |
An das bibelgläubige und Christus liebende Volk Deutschlands!
Der biblische Name für den allmächtigen Gott ist JEHOVA; er hat in seinem Wort, der Bibel, welches Christus die Wahrheit nannte, sein Vorhaben mit allen Menschen guten Willens geoffenbart. Die Kenntnis von diesem Vorsatz des Höchsten ist darum für jeden Menschen von lebenswichtiger Notwendigkeit. ... Seit vielen Jahren haben wir, Jehovas Zeugen, früher Bibelforscher genannt, in Deutschland unseren Volksgenossen die Bibel und ihre trostreichen Wahrheiten gelehrt und dabei in selbstloser Weise zur Linderung materieller und geistiger Not Millionen verausgabt. Als Dank dafür sind Tausende von Zeugen Jehovas in Deutschland aufs grausamste verfolgt, mißhandelt und in Gefängnisse und Konzentrationslager eingesperrt worden. Trotz größtem seelischem Druck und trotz sadistischer körperlicher Mißhandlung, auch an deutschen Frauen, Müttern und an Kindern im zarten Alter, hat man in vier Jahren nicht vermocht die Zeugen Jehovas auszurotten; denn sie lassen sich nicht einschüchtern, sondern fahren fort, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, wie es seinerzeit die Apostel Christi auch taten, als man ihnen verbot, das Evangelium zu verkünden. ... Obiges zeigt deutlich, daß der Kampf daraus ausgeht, dem deutschen Volk die Bibel zu rauben und alle zu unterdrücken, die sich auf die geistige Freiheit und den Glauben der Bibel berufen. In christlicher Geduld und aus Scham haben wir lange genug zurückgehalten, die Öffentlichkeit in Deutschland und im Auslande auf diese Schandtaten aufmerksam zu machen. Es befindet sich in unseren Händen ein erdrückendes Beweismaterial von oben erwähnten grausamen Mißhandlungen der Zeugen Jehovas. Bei der Mißhandlung haben sich unter anderem besonders der Kriminal-Assistent Theiss aus Dortmund, Tennhoff und Heimann von der Geheimen Staatspolizei Gelsenkirchen und Bochum hervorgetan. Man hat sich nicht gescheut, Frauen mit Ochsenziemern und Gummiknüppeln zu mißhandeln. ... Wir besitzen auch nähere Angaben und Namen von ca. 18 Fällen, wo Zeugen Jehovas gewaltsam getötet worden sind. Anfang Oktober 1936 wurde zum Beispiel der in der Neuhüllerstraße, Gelsenkirchen, Westfalen, wohnhaft gewesene Zeuge Jehovas, Peter Heinen, von Beamten der Geheimen Staatspolizei im Rathaus zu Gelsenkirchen erschlagen. Dieser traurige Vorfall wurde dem Herrn Reichskanzler Adolf Hitler berichtet. Abschriften davon erhielten auch der Reichsminister Rudolf Hess und der Chef der geheimen Staatspolizei, Himmler. Die grausamen Mißhandlungen und die gewaltsame Verschleppung von Willy Ruhnau, wohnhaft gewesen in Zoppot, Adolf-Hitlerstraße 809, ist bereits als Petition dem Völkerbundsrat unterbreitet und der Weltpresse bekanntgemacht worden. Die Danziger Polizei weigert sich, irgendwelche Auskunft über den Verbleib Ruhnaus mitzuteilen. Ruhnau ist ohne Zweifel von der Danziger Polizei verschleppt und nachher getötet worden. Furchtlosigkeit Die Verfolgung hat die treuen Zeugen Jehovas jedoch keineswegs abgeschreckt und wird sie auch fernerhin von ihrem Dienste nicht abhalten. Sie hat bei ihnen weder Überraschung noch Schrecken hervorgerufen. Bereits vor langer Zeit prophezeite schon Jesus von diesen Zuständen, wenn er zu seinen treuen Nachfolgern sprach: „Wenn die Welt euch haßt, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat ... Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen.“ (Johannes 13: 18-20) Die Stunde eilt heran, da Christus, im Auftrage Jehovas, Satan und all seine Diener vernichten wird. Die Menschen werden nun hierüber aufgeklärt, damit sie sich entschließen können, wem sie zu dienen wünschen. ... Alle, die den Triumph der Gerechtigkeit herbeisehnen und in Frieden und Glückseligkeit zu leben wünschen, müssen sich entscheiden und sich auf Jehovas und seines Königreiches Seite stellen. ... Deine Feinde können und mögen dir deinen guten Namen nehmen, dein Besitztum zerstören und dich sogar töten; Gott jedoch besitzt die Macht, dich wieder zum Leben zu erwecken, und seine Verheißung ist, daß er alle auferwecken wird, die ihn lieben und ihm gehorchen. ... Es gibt keinen anderen Weg des Schutzes und des Heils: „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen“ (Apostelgeschichte 4: 12). Zur Rechtfertigung Jehovas und im Namen Christi, gemäß seinem Gebot in Matthäus 24: 14, wird zu deinem persönlichen Nutzen dir trotz Lebensgefahr diese Botschaft übermittelt von JEHOVAS ZEUGEN IN DEUTSCHLAND |
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67 | Z.B. in: Kuno Bludau: Gestapo – geheim! Widerstand und Verfolgung in Duisburg 1933-1945, Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung Bd. 98, Bonn 1973, S. 289f. |
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