Religiöse Bildung
in Deutschland

Curricula

Unterrichts-
materialien

Diskriminierung

Wissenschaft

Literatur

Links

News

 

| impressum | feedback | zurück | home |  

 

Rheinland-Pfalz

Lehrpläne

• Sekundarbereich I evR 1998 kaR Ethik 2000 download Sozial 1998 download
• Sekundarbereich II evR kaR download Ethik

  Bildungsserver Rheinland-Pfalz

 

Sekundarbereich I - alle Schulformen

Sek I - Evangelische Religion
(Lehrplan online derzeit nicht verfügbar)
Jahrgang 9, 10
Religions-
pädagogische
Dimension
"Interreligiös-interkultureller Bereich"
Lebensbezüge
  • "Auf dem Weg zu sich selbst
  • ImZusammenleben mit anderen"
Thema "Religion, "Sekte", oder was ...?
Religiöser Markt der Möglichkeiten"
Didaktische
Hinweise
"1. Vorbemerkungen
DasThema ist schwerpunktmäßig dem "interkulturell - interreligiösen Bereich" zugeordnet mit Bezügen zur "Wirkungsgeschichte". Es knüpft an das Thema "Jugend: Aufbruch - SehnSüchte" (7/8) an und kann mit dem Thema "Einheit in Vielfalt" - Erscheinungsformen von Kirche" verbunden werden. Weiterhin bereitet es die Auseinandersetzung mit dem Phänomen "Religion" (Klasse 11, Gymnasien) sowie mit den Themen "Die Suche nach Sinn" (Berufsschule) und "Kirche" (Berufsfachschule) vor.
1.1.Zur Situation der Schülerinnen und Schüler
DasThema ist bei den Schülerinnen und Schülern sehr beliebt. Besonders Berichte in Jugendzeitschriften (z. B. Bravo...) und Fernsehsendungen, Flugblättern, Werbezeitschriften sowie die Begegnungen mit Angeboten und Gemeinschaften wecken das Interesse für neue religiöse Bewegungen, Sondergruppen und "Sekten". Sensationelle Medienberichte, z.B. Meldungen über Massenselbstmorde, rufen verstärkt die Neugier der Jugendlichen hervor. Was fasziniert ist das Geheimnisvolle und Unbekannte
WerdenJugendliche mit dem Leben in religiösen Sondergruppen und "Sekten" konfrontiert, dann lösen Aktivitäten und Regeln der Gemeinschaften eine Vielfalt an Reaktionen aus. Zum einen befremdet Jugendliche, was sie über das oft streng regelgebundene Leben in den Gruppen hören. Zum anderen imponiert ihnen, wie sehr die Menschen ihren Glauben ernst nehmen. Das Interesse am Thema gründet allerdings in einer undifferenzierten Sicht von Religion und vagen Vorstellungen darüber, wie das Leben in religiösen Gruppen aussieht
DieAmbivalenz in der Einstellung gegenüber neuen religiösen Bewegungen, Sondergruppen und "Sekten" ist in der Situation der Jugendlichen begründet: Einserseits wünschen sie sich Ungebundenheit und Freiheit, andererseits suchen sie nach Formen einer echten Gemeinschaft und nach Orientierungsmöglichkeiten ...
DieFaszination solcher Gruppen führte in den 70er Jahren zum Begriff "Jugendreligionen", der heute weniger häufig verwendet wird. Jugendliche sind nicht mehr die Hauptzielpersonen dieser Gruppen, dennoch machen sie sich auch die jugendliche Suche nach Orientierung zu Nutze
1.2.Begründung des Themas
Angesichtszunehmender Unsicherheiten und Orientierungsprobleme ist in unserer Gesellschaft heute ein Boomen auf dem religiösen "Markt der Möglichkeiten" zu spüren. Angebote des Psychomarktes und der Esoterikszene weisen auf ein religiöses Gestaltungsbedürfnis außerhalb des Hauptstroms christlicher überlieferung hin. Dies hat seine Ursache unter anderem in dem Bedeutungsverlust von Formen kirchlicher Religiosität .... Feststellbar ist ein Ekklektizismus, bei dem man sich unterschiedlicher religiöser Traditionen bedient. Dabei gelten die Kirchen nur als ein Orientierungsangebot unter vielen ..
Besondersreligiöse Sondergruppen und "Sekten" üben eine starke Anziehungskraft aus und haben sich auf die Suche vieler Menschen eingerichtet. Sie greifen offen die Unzufriedenheit mit den Traditionskirchen auf und stellen sich als eine bessere Form von Gemeinschaft dar. Andere Bewegungen nehmen das menschlcihe Bedürfnis nach Vollkommenheit auf und versprechen, dass die Teilnahme an ihren Veranstaltungen zur Weiterentwicklung menschlicher Fähigkeiten beiträgt.
DieAuseinandersetzung mit diesen Gruppen und Angeboten wird durch deren sprachlich uneinheitliche Bennenung erschwert. Öffentlichkeit und besonders Jugendliche verwenden fast ausschließlich den Begriff "Sekte", wenn sie über diese Erscheinungsformen sprechen. Darüber hinaus kursieren in der Fachliteratur Namen wie "Neue Religiöse Bewegungen", "Religiöse Sondergruppen", "Destruktive Kulte", "Jugendreligionen" oder "sogenannte Sekten" ... Der Begriff "Sekte" hat wegen seiner Vielschichtigkeit gegenüber anderen Bezeichnungen gewisse Vorzüge. Er hat
  • eine theologische Dimension: "Sekte" als eine Gruppe, die sich in Lehre und Praxis von der Mutterreligion abgespalten hat;
  • eine gesellschaftliche Dimension: "Sekte" als Gruppe, die ein Gegenbild zur Wertorientierung und Lebensweise einer Gesellschaft entwirft;
  • eine umgangssprachliche Dimension: "Sekte" als totalitäre Gruppe
  • ...
    DieBeurteilung solcher Gruppen und Angebote vollzieht sich auf zwei Ebenen: Auf der gesellschaftlichen Ebene ist zu klären, ob wirtschaftliche oder politische Ziele bei bestimmten Bewegungen im Zentrum stehen oder ob bei Menschen körperliche oder psychische Schäden bis hin zur Manipulation der Persönlichkeit auftreten.
    Aufder theologischen Ebene spielt das biblische Menschenbild der Einheit von Körper und Seele (hebr.: "Basar" und "Näfäsch") sowie die Geschöpflichkeit des Menschen eine besondere Rolle. Sie stehen Entwürfen gegenüber, die Körperlichkeit abwerten oder in Aussicht stellen, dass die Möglichkeit einer göttlichen Vollkommenheit auch für den Menschen erreicht werden könne. Ein weiterer theologischer Aspekt hierbei ist Mitmenschlichkeit und Option für die Schwachen. Diese stehen einer Elitementalität gegenüber, die keine Rücksicht auf Schwache nimmt. Desweiteren steht das Ineinander von Spiritualität und diakonischer Verantwortung für die Welt gegenüber einer Weltflucht in bestimmten "Sekten" oder der Unverbindlichkeit von Angeboten der esoterischen Szene gegenüber.
    DasMiteinander von Glaube und Vernunft, wie es dem Protestantismus Eigen ist, muss in der Auseiandersetzung mit Gruppen betont werden, die primär auf Emotionen ausgerichtet sind. Schließlich bietet ein Glaube, der die Freiheit eines Christenmenschen mit dem Angebot von Gemeinschaft verbindet, eine Alternative zu der Unfreiheit einer den Menschen absolut beherrschenden Gruppe.
    Inder Auseinandersetzung mit Weltanschauungsangeboten und gemeinschaften sind "falsche Propheten" und "Geister zu prüfen" (1. Joh 4, 1). Hier hat der Religionsunterricht die Aufgabe, Alternativen zu bieten, um den verführerischen Angeboten entgegenzuwirken.
    1.3. Didaktisch-methodischeÜberlegungen
    Zugängezum Thema sind das Bewusstwerden der Suche nach Orientierung und die Erfahrung von Unsicherheiten, die auch religiöse Sondergruppen und "Sekten" aufgreifen.
    DieBehandlung des Themas im Unterricht muss sich davor hüten, allein dem Sensationsbedürfnis von Schülerinnen und Schülern Tribut zu zollen ... Es ist daher zu prüfen, welches Interesse Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer bei dem Thema haben. Wichtig ist, nicht apologetisch Gruppen zu verurteilen.
    Hauptintentionmuss es sein, Jugendlichen Kriterien zur Beurteilung an die Hand zu geben, um heilsame Formen von Religion von Unheil bringenden Formen zu unterscheiden. Dazu müssen sie Angebote und Lebenszusammenhänge dieser Gruppen kennen. Notwendig ist dabei die Reflexion gesellschaftlicher Werte und Normen (siehe: gesellschaftliche Dimension) sowie des biblischen Welt- und Menschenbildes (siehe: theologische Dimension).
    DieAuseinandersetzung mit neuen religiösen Bewegungen, Sondergemeinschaften und "Sekten" führt zu der Frage nach der Religionsfreiheit und deren Grenzen. Dabei ist zu klären, wie sich Religionen, Kirchen, Freikirchen, neue religiöse Bewegungen und "Sekten" unterscheiden. Bei all dem muss der ernstzunehmende und oft gutmütige Eifer vieler Mitglieder dieser Gemeinschaften von den unterdrückenden Strukturen der Gruppen und ihrer Lehre unterschieden werden.
    DieVielfalt von Angeboten auf dem religiösen "Markt der Möglichkeiten" sollte von Schülerinnen und Schülern selbst erschlossen werden. Durch ihre Selbsttäigkeit wird ihr Selbstbewusstsein hinsichtlich der eigenen Wert- und Beurteilungsmaßstäbe gefördert. Bei einer rein kognitiv-informativen Erschließung entsteht die Gefahr der Faszination. Ergänzt werden muss diese durch erfahrungsorientierte Methoden (Interaktions-, Plan- oder Rollenspiele), die Einstiegssituationen bzw. das konkrete Leben in einer Gruppe nachvollziehen lassen. Durch die persönliche Identifizierung werden Unterscheidungsmuster als Kriterien für die eigene Beurteilung der Lehren und Strukturen religiöser Gemeinschaften entwickelt.
    Religionsunterrichthat hier auch die Aufgabe der Prävention: Durch ganzheitliche Methoden kann die Auseinandersetzung mit persönlichen Abhängigkeiten und die Stärkung des Selbstbewusstseins weiterentwickelt sowie die Erfahrung echter Gemeinschaft vermittelt werden.
    DieVielfalt dieser Gruppen und Angebote macht eine didaktische Rekuktion durch die Unterrichtenden nötig. Da auf das Phänomen "Okkultismus" bereits in den Jahrgangsstufen 7/8 eingegangen wurde, kann hier darauf verzichtet werden.
    ...
    1.3.1.Ziele zur Erweiterung der Methodenkompetenz
  • Internetrecherchendurchführen
  • Informationsmaterialauswerten und präsentieren

  • 1.3.2.Ziele zur Erweiterung der Sozialkompetenz
  • Wertmaßstäbeund Beurteilungskriterien entwickeln
  • Kritikfähigkeitentwickeln
  • 1.4.Offene Unterrichtsformen
    1.4.1.Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Fächern
    Deutsch:Ganzschriftlektüre
    Englisch / Musik:Songtexte
    Sozialkunde:Jugendliche in autoritären Strukturen
    1.4.2.Außerschulische Lernorte Besucheiner "Freikirche"
    Besuchbei einem Weltanschauungsbeauftragten"
    Literatur "2.1. Zur sachlichen Vertiefung
    ...
    2.2.Für die Unterrichtspraxis
    ...
    2.3.AV Medien
    ..."
    Intentionen/
    Inhalte
    "Sich bewusst werden, dass es ein Grundbedürfnis nach religiöser Orientierung gibt
    • Suche nach religiöser Orientierung
    • Unsicherheitenund Orientierungslosigkeit
    Die Vielfalt von Gruppen und Angeboten wahrnehmen
    • Religiöser "Markt der Möglichkeiten" heute
    Erfahren, wie Menschen vereinnahmt werden können
    • Einstiegssituationen
    • Strukturender Vereinnahmung und Abhängigkeit bei Gruppen und Angeboten
      Rolle von Führungspersonen
      Gefahr des Todes
      Wirtschaftliche Interessen
    Entdecken, dass die Vereinnahmung von menschen die gottgewollte Freiheit einschränkt
    • Biblisches Menschenbild und christlicher Freiheitsbegriff
      Einheit von Körper und Seele
      Option für die Schwachen
      Freiheit von unterdrückenden Strukturen
    Formen verschiedener religiöser Gruppen und Angebote kennen und beurteilen lernen
    • Kennzeichen einzelner Gruppen und Angebote
    • Kriterienfür "Sekten" und Unterscheidungsmuster
    • Problemebeim Ausstieg
    Klären, wo Religionsfreiheit an ihre Grenzen stößt
    • Sinn von Religion
    • Religionsfreiheitauf dem Prüfstand
    Wahrnehmen von offenen Orientierungsmöglichkeiten
    • Angebote zur Orientierung
    • Religionsunterrichtals Hilfe zur Orientierung
     
    Sek I - Katholische Religion
    (Lehrplan online nicht verfügbar)
     
    Sek I - Ethik
    (Keine explizite Thematisierung im Lehrplan;
    Bezugnahmen in fachübergreifenden Empfehlungen wie folgt:)
    Jahrgänge 7 - 10
    Erfahrungsfeld "Sucht und Abhängigkeit"
    Bezüge Ethik
    • "7/8: PC-Spiele
    • 7/8:Idole - Ideale
    • 9/10:Alte und neue religiöse Bewegungen
    • 9/10:Videos/Filme
    • 9/10:Körperkult
    • 9/10:Mode
    • 9/10:Drogen"
     
    Sek I - Sozialkunde
    Zuordnung Hauptschule, Jahrgang 7
    Realschule, Jahrgang 8
    Gymnasium, Jahrgang 9
    Thema "Jugendliche in sozialen Gruppen"
    Zeitbedarf ca. 7 Stunden
    Leitfrage "Welche Bedeutung hat die Gruppe der Gleichaltrigen für Jugendliche in Schule und Freizeit? (Individuum - Gruppe)"
    Teilziele
    Methoden
    • "Verständnis, dass Gruppen für Jugendliche wichtige Bedürfnisse erfüllen können
      Fälleaus Jugendliteratur, Filmen; Umfragen über Freizeitverhalten an der Schule
      Orientierung,Solidarität, Identität, Freizeitgestaltung
    • Bewusstsein,dass Gruppen das Verhalten ihrer Mitglieder beeinflussen
      Projekt mit dem Deutschunterricht: Schreiben und Aufnehmen einer entsprechenden Spielszene (TB oder Video)
      Solidarisierung- Abgrenzung, Ausgrenzung
    • Einsichtin Gründe für den Anschluss Jugendlicher an Gruppen, die sich andere Normen setzen und von Werten der Gesellschaft abgrenzen
      Interviewsmit Sachverständigen, Befragung von Mitschülerinnen und Mitschülern, wissenschaftliche Untersuchungen in altersgemäßer Aufbereitung
      DieGruppe als Problemlösungsversuch für Perspektivlosigkeit, mangelnde Lebenschancen, Bindungslosigkeit, großstädtische Wohnsituation
      oder: Die Gruppe als alternative Lebensform gegen Konsum und Leistungsgesellschaft, Umweltzerstörung
    • Bereitschaft,rationale, gewaltfreie Konfliktlösungen bei Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der Gruppe anzustreben
      Rollenspiel,"Spielregeln" aufstellen
    • Bereitschaft,sich von Gruppen abzugrenzen, die die Individualität ihrer Mitglieder missachten und / oder menschenverachtende Gewalt befürworten
      Fallanalyse:Weg eines Jugendlichen in die geistige und wirtschaftliche Abhängigkeit von einer Sekte oder Biographie eines Jugendlichen in einer extremen Gruppierung
      "Gehirnwäsche",Gewaltbereitschaft, Radikalismus, Extremismus, Ausländerfeindlichkeit"
     

     

    Sekundarbereich II

    Sek II - Evangelische Religion
    (Lehrplan online nicht verfügbar)
     
    Sek II - katholische Religion
    Jahrgang 11
    Thema "Der Mensch auf der Suche nach Gott"
    Einzelthema "Säkulare Heilsangebote und neue religiöse Bewegungen"
    Intentionen
    • "Säkulare Heilsangebote und neue religiöse Bewegungen exemplarisch kennen lernen
    • Inder Konjunktur der neo- bzw. pseudo-religiösen Angebote die Sehnsucht nach Ganzheit und Heilsein des Menschen erkennen und bewerten
    • SäkulareHeilsangebote und neue religiöse Bewegungen als Anfrage an das Christentum und die Kirche begreifen
    • Kriterienzur Auseinandersetzung und Unterscheidung kennen lernen
    • Neuereligiöse Bewegungen innerhalb der Kirche kennen lernen
    • Gemeinsamkeitenund Unterschiede neuer religiöser Bewegungen innerhalb und außerhalb der Kirchen erfassen und beurteilen"
    Perspektiven/
    Inhalte
    "Christliches Verständnis:
    • Die eine Kirche und die vielen Spaltungen
    • Dasunterscheidend Christliche und der Heilsanspruch der Kirche
    • Krisenin der Kirche als Chance der Erneuerung, z.B. Ordensgründungen und Reformbewegungen
    Religionen der Welt:
    • Das Ringen um den "rechten" Weg im Glauben
    • Konfessionalitätin den Weltreligionen
    • Elementefernöstlicher Religionen in neuen religiösen Bewegungen des Westens
    • Begegnungasiatischer Religiosität mit europäisch-christlicher Kultur
    Weltanschauungen und Wissenschaften:
    • Funktion von Wissenschaft und Technik in neu-religiösen Bewegungen (Fantasy- und Science-fiction-Literatur)
    • Heilsangebotein philosophischen Strömungen und politischen Bewegungen, in Musik und Jugendkultur
    • PsychologischeBetrachtungsweisen von religiösen Phänomenen, menschlichen Sehnsüchten und Ängsten"
     
    Sek II - Ethik
    (Lehrplan online nicht verfügbar)
     

     

     

       

    nach oben


       "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern"
       ist der Titel eines Liedes von Franz Josef Degenhardt (© 1965).

       © 2005 by Michael Krenzer