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Die Lehrpläne sind der Empfehlung der Enquete-Kommission, auf die Verwendung des
Begriffs Sekte zu verzichten, bislang nicht gefolgt. Nach wie vor wird bevorzugt diese Bezeichnung (mit oder ohne Anführungszeichen)
verwandt. Zum Teil wird unterschieden zwischen "klassischen" bzw. "traditionellen" Sekten, womit länger bestehende
Religionsgemeinschaften wie z.B. Jehovas Zeugen bezeichnet werden, und "modernen" Sekten wie z.B. Scientology. Daß
Schüler "den gängigen Sektenbegriff kritisch reflektieren lernen" (Mecklenburg-Vorpommern Evangelische Religion Sek II) sollen,
ist eher eine Ausnahme angesichts des ansonsten üblichen unreflektierten Gebrauchs. Der evangelische Lehrplan für Rheinland-Pfalz greift
die Diskussion um die "sprachlich uneinheitliche Benennung" auf, die die "Auseinandersetzung mit diesen Gruppen und
Angeboten" erschwere. Für die Verwendung des Begriffs "Sekte" führen die Autoren ins Feld, er habe "wegen seiner
Vielschichtigkeit gegenüber anderen Bezeichnungen gewisse Vorzüge". In theologischer Dimension bezeichne er eine "Gruppe, die
sich in Lehre und Praxis von der Mutterreligion abgespalten hat", in gesellschaftlicher Dimension eine "Gruppe, die ein
Gegenbild zur Wertorientierung und Lebensweise einer Gesellschaft entwirft" und in umgangssprachlicher Dimension eine
"totalitäre Gruppe". Wenngleich die Offenheit dieser Argumentation überrascht, ist er angesichts des Präventionsgedankens
nur folgerichtig. |
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Neben "Sekte" werden aber auch andere Begriffe mit stigmatisierender
Tendenz verwendet. Die Bandbreite reicht von den obsoleten Varianten der "Jugendsekte" über "Sondergemeinschaft" und
"Psychokult" bis hin dem Vorwurf der "Pseudoreligion" oder der Destruktivität. Außerdem werden auch, manchmal
parallel, empfehlenswerte neutrale Bezeichnung wie "neue religiöse Bewegung" bzw. "Weltanschauung" benutzt.
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