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Reinhard Schlereth, Wolfgang Rieß (Hgg.) Einfach leben, Jahrgangsstufe 8, Auer Verlag, Donauwörth1 |
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Typ |
Lehrbuch katholische Religion, Jahrgangsstufe 8, Hauptschule |
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Thematische Einbettung |
1. von 6 Hauptkapiteln: Sehnsucht nach Leben - Sinn suchen
3 Unterkapitel zum Thema Sekten (5 Seiten = 4,1%):
− Nur der Meister kennt die Wahrheit: Sekten und Psychogruppen
− Das Heimholungswerk (Universelles Leben)
− Woran erkenne ich eine Sekte/Psychogruppe
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Bezeichnungen |
Sekten, Psychogruppen |
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Gemeinschaften |
Nennung: Zeugen Jehovas
Darstellung: Universelles Leben (2 Seiten) |
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Quellen der Gemeinschaften |
keine |
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Das Kapitel faßt die sehr unterschiedlichen Bereiche Sucht (Alkoholismus,
Magersucht, …), Okkultismus und Sekten zum Themenfeld Sinnsuche zusammen. Die drei Unterkapitel zu „Sekten und Psychogruppen“ sind deutlich
der Prävention verpflichtet. Bereits die einleitende Seite „Nur der Meister kennt die Wahrheit: Sekten und Psychogruppen“ reduziert neue
religiöse Bewegungen verallgemeinernd auf das Guru-Konzept. Als Arbeitsauftrag zu einer Collage aus sechs Schlagzeilen wird abwertend
formuliert: „Mit diesen Schlagworten werben Sekten im Internet. Welche Versprechungen machen sie?“
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Die folgenden beiden Seiten enthalten einige vermeintliche Tagebucheinträge
eines ehemaligen Anhängers von „Universelles Leben“: aufs Äußerste beunruhigt von „Leid und Tod“ in der Welt und von der „Kälte in der
Gesellschaft“ sucht „Christian Z“2 zunächst Ablenkung durch Sport, durch Engagement
in der Kirche und den Pfadfindern und durch Alkohol und Drogen. Schließlich wendet er sich dem „Universellen Leben“ zu, obwohl alle „erzählen ...,
daß das nur eine üble Sekte sei“. Nach seinem Beitritt muß er erkennen, „daß alles wirklich nur ein schöner Traum war“. „Schließlich haben sie
mich dann rausgeschmissen und ich stand vor dem Nichts.“ Der Lehrerband formuliert dazu als Ziel: „Anhand eines konkreten Beispiels lernen die
Schüler/innen das Schicksal eines Menschen kennen, der Mitglied einer Sekte wurde.“ Diese Vorgabe macht deutlich, daß das Kapitel nicht
differenzieren will, sondern alle religiösen Minderheiten pauschal als Sekte abzuqualifizieren versucht, vor denen zu warnen ist. Die Einträge
im Tagebuch des „Christian Z.“ haben im übrigen nur wenig tagebuchtypisches an sich. Formulierungen wie „Der Kontakt mit Familienmitgliedern,
alten Freunden und Bekannten beginnt sich meist zu lockern und das kann zu Beziehungsbrüchen führen“ oder „Durch ständige Kurse und Treffen
läuft man Gefahr, in einen Zustand der Angst und Schuldgefühle hineingetrieben zu werden“ werden sogar von Schülern als nur schlecht verhüllte,
mahnende Autorenformulierungen erkannt und sollten (wenn sie überhaupt verwendet werden) auch als solche gekennzeichnet sein, ohne die
Authentizität eines Tagebuchs vorzutäuschen.
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Die letzten beiden Seiten enthalten eine „Checkliste für unbekannte Gruppen“,
die von einer Schülerzeitungsredaktion nach Beratung durch einen Sektenbeauftragten zusammengestellt worden sei. Der 17 Punkte umfassenden
Liste wird die sehr eindringliche Warnung „Schon bei einem JA: VORSICHT!!“ beigefügt. Jeder der Punkte wird durch ein Comic-Bild illustriert.
Manche dieser Bilder wirken herabwürdigend: So sind Mitglieder dieser Gruppen stets als wurmähnliche Gestalten dargestellt. Merkmal 5 („Die
Gruppe hat einen Meister, ein Medium, einen Führer oder Guru, der allein im Besitz der ganzen Wahrheit ist“) wird durch eine Figur illustriert,
die über Dollar-Scheinen thront. Das Bild zu Merkmal 7 („Kritik durch Außenstehende wird als Beweis betrachtet, daß die Gruppe recht hat“) zeigt
einen Mitglieds-Wurm, der ein Schild („Das Ende ist nah!“) trägt und eine Frau, die dem Wurm einen Vogel zeigt („Tok Tok“). Der Lehrerband gibt
zu dieser Checkliste das Ziel vor: „Die Schüler/innen sollen erfahren, woran man eine Sekte oder psychosoziale Gruppe erkennen kann. Anhand
konkreter Beispiele sollen sie Möglichkeiten kennen lernen, wie sie reagieren können, wenn sie von Mitgliedern einer pseudoreligiösen Gruppe
angesprochen werden.“ Als „Einstieg“ empfiehlt der Lehrerband: „L stellt sich an eine Wand im Klassenzimmer und hält die Zeitschrift ‚Wachtturm‘
so in der Hand, wie man es in manchen Städten immer wieder sieht. Sch: Zeugen Jehovas ... L: Stell dir vor, ein Angehöriger einer Sekte verwickelt
dich in ein Gespräch. Woran kannst du erkennen, daß es sich um ein Mitglied einer Sekte handelt?“ Der Vergleich mit dem Lernziel macht deutlich,
daß die Autoren offensichtlich selbst Zeugen Jehovas als pseudoreligiöse Gruppe betrachten. Nach der Lektüre der Checkliste soll sich der Lehrer
erneut „wie zu Beginn der Stunde an eine Wand im Klassenzimmer“ und die Zeitschrift „Wachtturm“ in der Hand halten: „L: Stell dir vor, dich
spricht ein Angehöriger einer Sekte an ... Sch bearbeiten in PA/GA [Partnerarbeit/Gruppenarbeit] Möglichkeiten, wie sie jeweils reagieren
können. Sch tragen ihre Lösungen in Form von Rollenspielen vor.“ Hier geht es offensichtlich nicht um eine sachlich fundierte Auseinandersetzung
mit alternativer Religiosität, sondern schlicht um das Trainieren von Abwehrstrategien. Zur Vertiefung empfiehlt der Lehrerband die Behandlung
des Songs „Falsche Propheten“ von Peter Maffay bzw. den Einsatz eines Films. Auch auf die Möglichkeit, „einen Sektenbeauftragten in die Klasse
einzuladen“ wird hingewiesen.
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1 |
Das zu untersuchende Kapitel stand nur als Fotokopie zur Verfügung. Zum Schulbuch ist auch ein Lehrerband erschienen:
Wolfgang Rieß, Reinhard Schlereth (Hgg.), Einfach Leben, Lehrerband, Jahrgangsstufe 8, Donauwörth. |
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2 |
Der Name erinnert an den 1978 erschienen autobiographischen Bericht
einer Drogenabhängigen „Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. |
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